Leo Kandl: Facing Iran

Leo Kandl
Facing Iran

 

Iran is a continuous topic for global politics and the conflict-ridden Middle East, not only in the recent development: 40 years of Islamic Republic, nuclear treaty, oil, sanctions, repression against civil rights fighters, peace process, etc.

IRAN Eine fotografische Annäherung an Menschen und Orte

Wenn ich nach den Gründen suche, warum ich gerade im Iran diese Annäherung durch die Fotografie gesucht habe, so ist es in der Hauptsache die immer wiederkehrende Präsenz des Landes in den Medien. Dort beschränken sich die Berichte fast ausnahmslos auf die politische Situation. Dabei geht es um das Verhältnis des Iran zu seinen Nachbarn im Nahen Osten und um die Gegnerschaft zu den „westlichen“ Staaten.

Im Allgemeinen treten in den Berichten über das Land vor allem Politiker und Politikerinnen, Mullas und zumindest Frauen im Tschador auf, die sich zu Strategie und Sicherheitspolitik äußern und es geht immer wieder auch um den miilitärischen Aspekt. Aber sind diese Bilder alles, was man von diesem Land sagen (zeigen) kann? Immerhin wird dauernd auf seine historischen und touristischen Sehenswürdigkeiten verwiesen.

Aufgrund dieser Überlegungen und Interessen war ich 2003, 2006 und 2012 über einen längeren Zeitraum im Iran und konnte dann jeweils wochenlang an meinem Bildmaterial arbeiten.
Jetzt ist das Buch „Facing Iran“ mit diesen Bildern und einem Text von Dr.Walter Posch, Orientalist und einem Vorwort von mir wird ist Frühsommer 2021 im Verlag Moderner Kunst, Wien erschienen.

https://www.vfmk.org/books/leo-kandl-facing-iran

Bestellen: Leo Kandl: Facing IRAN

"Kollektion" 1992-96

Die Kleidung ist immer etwas Intimes, die zweite Haut des Menschen, Ausdruck eines sozialen aber auch persönlichen Selbst- verständnisses, "Kleidung", so bemerkt Leo Kandl, "trägt eine doppelte Gerichtetheit in sich, die des nach außen orientierten Öffentlichen und die des Privaten."
Kandl photographiert Objekte, die er beim Trödler findet oder die man ihm zu- trägt.

Auch Objekte aus dem Kostümfundus sind darunter, wobei bei diesem Begriff nicht eindeutig festgehalten wird, ob es sich um den Fundus eines Kostümverleihers oder eines Theaters handelt.
Der Photograph präsentiert die Objekte sachlich und kühl. Er holt manchmal Details heraus und betont die Materialität. Man sollte nicht vergessen, daß Kleidung einerseits etwas ist, was aus der Fläche in den Raum hinein gestaltet wird, daß die Photographie andererseits die dreidimensionale Welt in die zwei- dimensionale Fläche bannt. Das eine Mal wirken die Kleider wie Gegenstände, die der Träger nur ganz schnell über den Stuhl gehängt hat. Es sind Dokumen- te der Abwesenheit des Körpers, der "fehlt", von dem sie aber sprechen. Das andere Mal wirken sie wie Objekte, die auf die Reinigung warten oder es sind Opfer einer letzten Inventur nach dem Tod ihres Trägers. Bilder wie die Leo Kandls beschwören jedoch auch jene archetypischen Bilder von Auschwitz bis Bosnien, die von Ausrottung und ethnischer Verfolgung sprechen. Es sind alle diese unterschiedlichen funktionalen Kontexte wie auch die verschiedenen assoziativen Bedeutungsebenen, die eine Irritation vermitteln, welche als ihre zentrale Qualität angesehen werden kann.
Alle Objekte zeugen in einem elementaren Sinne von gelebtem leben. Für mich sind es „nature mortes“, Stilleben.
Im Stilleben wie in der Photographie geht es um das Arretieren der alles zerstörenden Zeit. Roland Barthes hat die Photographie ein Medium des Todes genannt. Leo Kandl hat auf eindrucksvolle Weise Vanitas-Stilleben am Ende des XX. Jahrhunderts geschaffen.

Peter Weiermair 27.2.1996

„Weinhaus Wien 8“ 1979 - 81

„Nicht selten erinnern mich Kandls Aufnahmen an die Bilder einer Theateraufführung. Sie zeigen wie bei der im Drama bestehenden Einheit von Ort, Zeit und Handlung – ich spreche hier nicht vom wechselnden kargen und austauschbaren Mobiliar – die unterschiedlichen Konstellationen von Personen an. In ihrem Zueinander wird durch Mimik und Körpersprache manchmal Kommunikationsverweigerung deutlich. Die sich Platz schaffende Selbstdarstellung zeigt sich im Monologisieren, und der Alkohol steigert das theatralische Rollenspiel.

"Kollektion" 1992-96

Die Kleidung ist immer etwas Intimes, die zweite Haut des Menschen, Ausdruck eines sozialen aber auch persönlichen Selbst- verständnisses, "Kleidung", so bemerkt Leo Kandl, "trägt eine doppelte Gerichtetheit in sich, die des nach außen orientierten Öffentlichen und die des Privaten."
Kandl photographiert Objekte, die er beim Trödler findet oder die man ihm zu- trägt.